Was ist eigentlich Anonymes Surfen?

G DATA Ratgeber

Am Arbeitsplatz den nächsten Urlaub buchen oder zu Hause am gemeinsamen PC das Geburtstagsgeschenk für den Partner oder die Partnerin suchen – in diesen Fällen möchten Sie keine Spuren hinterlassen. Der Inkognito-Modus des Browsers ist dafür ein bewährtes Mittel. Alternativ können Sie einen VPN-Tunnel nutzen, um sich vor Ausspähung im Netz zu schützen.

Doch wie effektiv sind die einzelnen Maßnahmen zum anonymen Surfen? Die Unterschiede zwischen Anonymität, privatem Surfen - gerne auch „sicher Surfen“ genannt -, VPN und TOR-Browsern erläutern wir in diesem Artikel.

Wie funktioniert anonymes Surfen?

Privates und anonymes Surfen bedeuten nicht das Gleiche. Im Wesentlichen liegt der Unterschied darin, vor wem Sie Ihre Spuren verschleiern bzw. sich schützen wollen. Im sogenannten Inkognito-Modus, den fast jeder Browser wie Google Chrome, Firefox oder auch Edge besitzt, wird keine Chronik erzeugt. Das bedeutet: Der nächste Nutzer Ihres Computers wird so schnell nicht dahinterkommen, welche Webseiten Sie im Internet besucht haben. Jedoch werden die Anbieter der Webseiten mithilfe von Cookies und Ihrer IP-Adresse Rückschlüsse auf die abgerufenen Inhalte ziehen können. Die Sicherheit vor Ausspähung ist beim Inkognito-Modus also nur auf Ihrem eigenen Endgerät bzw. in Ihrem Browser gegeben. Bei der Wahl des Browsers gibt es jedoch Unterschiede: Je nach Browser wird im privaten Modus die Cookie-Funktion ebenfalls eingeschränkt, sodass mehr (aber noch nicht alle!) Spuren verwischt werden.

Anonymität im Netz

Um anonym zu surfen und sich komplett unsichtbar zu machen, müssen Sie mehr tun, als einfach nur den Inkognito-Modus zu starten. Je nachdem, welchen Grad an Anonymität im Netz Sie erreichen möchten, stehen Ihnen die folgenden Möglichkeiten zur Verfügung:

1. Inkognito-Modus im Browser nutzen: Aktivieren Sie diesen Modus auf Ihrem Smartphone, Tablet oder Computer, wenn Sie Ihren Browserverlauf vor Personen mit Zugriff auf Ihre Endgeräte verstecken möchten.

2. Benutzen Sie eine Proxy-Website: Ein schneller Weg, um anonym im Internet zu surfen ist es, die eigene IP-Adresse über einen Proxy (proxy = engl. für „Stellvertreter) zu verschleiern. Der Anbieter einer solchen Webseite macht Sie durch die Umleitung über einen Proxy-Server weitestgehend anonym. 

Ihre IP-Adresse wird dabei durch die des Proxy-Servers ersetzt. Wichtig: Der Datenverkehr zwischen Ihrem PC und dem Webseitenanbieter wird dabei nicht verschlüsselt! Das bedeutet konkret, dass die gesendeten Anfragen zwar übermittelt werden, die Webseiten-Inhaber Sie jedoch nicht mehr anhand Ihrer IP-Adresse identifizieren können. Prüfen Sie vorher in jedem Fall die Vertrauenswürdigkeit eines solchen Service, sonst landen die (vielleicht pikanten) Daten direkt in den falschen Händen.  

3. Benutzen Sie virtuelle, private Netzwerke (Virtual Private Network = VPN): Ein VPN-Tunnel schützt Sie vor Angreifern in fremden Netzwerken, die nicht vertrauenswürdig sind. Ihr Endgerät erhält eine gänzlich neue IP-Adresse. Als zusätzlichen Schutz verschlüsselt ein VPN jede Anfrage, die an einen Webhost gesendet wird. Auf diese Weise surfen Sie wesentlich sicherer durch das Internet als mit einem Proxy – verbrauchen dabei aber auch mehr Rechenleistung! Eine kostenpflichtige VPN-Lösung bietet in der Regel den höchsten Grad an Anonymität – (FAST) ohne große Geschwindigkeitseinbußen.

Wie ein VPN-Tunnel im Detail funktioniert, erfahren Sie in unserem Ratgeber Artikel. 

Angemessene VPN-Software wird kostenfrei von diesen Anbietern zur Verfügung gestellt:

Opera Software         Pango        Proton Technologies AG         eVenture Ltd.         Windscribe Limited

4.  Der TOR-Browser: Im Grunde ist der TOR-Browser in punkto Sicherheit der beste Tipp, um wirklich anonym zu surfen. Denn er bietet dem Nutzer den Zugang zu einem Teil des Internets, bei dem Anonymität das A und O ist – dem Darknet. Der TOR-Browser bedient sich dabei einer ganz speziellen Verschlüsselungstechnik, die ihm auch seinen Namen gibt: The Onion Router (TOR).

Der TOR-Browser ist mittlerweile sehr weit verbreitet. Da seine Funktionsweise sehr komplex ist und den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, haben wir alles Wichtige dazu in unserem Artikel „Darknet" zusammengefasst.

Dieser Browser bietet über mehrere Verschlüsselungswege, vereinfacht gesagt handelt es sich um mehrere hintereinander geschaltete VPNs, eine Sicherheit, an die kein anderer Browser heranreicht. Alltagstauglich ist der Browser jedoch nicht, denn die meisten offiziellen Webseiten können aufgrund der TOR-Technik nicht über diesen Browser angesurft werden. Übrig bleibt nur das eigene Netz des TOR-Projects.

Welcher Browser ist anonym?

Der TOR-Browser!

Aber den werden nur wenige jemals benutzen. Daher stellt sich die Frage, mit welchem herkömmlichen Browser Sie am besten anonym surfen. Dabei spielen Add-Ons wie uBlock, No Script, Ghostery und Einstellungen in Ihrem Browser eine zentrale Rolle.

Firefox

Der private Modus in Firefox speichert weder Verlauf noch Cookies oder Cache. Er ist über die drei Balken oben rechts im Browserfenster einschaltbar. Damit ist Ihr Homecomputer vor Ausspähung durch andere Benutzer sicher. Um zusätzlich Fingerabdrücke im Netz zu verhindern, lohnt sich das Add-On „AnonymoX“. Es ermöglicht Ihnen, Ihre Identität zu verändern. Dabei können Standort und IP-Adresse über die Nutzung fremder Server sogar in andere Länder verlegt werden. Plugins wie Adobe Flash oder den Acrobat Reader, die ebenfalls für Fußstapfen im Schnee des World Wide Web sorgen, lassen sich übrigens mit dem „Plugincheck“ von Firefox ganz einfach ausschalten.

Microsoft Edge

Auch in Micorsofts Edge Browser können Sie den privaten Modus starten. Dazu einfach oben rechts auf die drei Punkte klicken und den Button „Neues InPrivate-Fenster öffnen“ auswählen. Bevor Sie lossurfen, sollten Sie bei den Einstellungen vorbeischauen und unter „Datenschutz, Suche und Dienste“ die Tracking-Verhinderung auf „Streng“ stellen sowie etwas weiter unten die Do not Track-Funktion aktivieren. Durch diese einfachen Maßnahmen werden viele Tracker zuverlässig geblockt.

Google Chrome

Auch hier können Sie den Inkognito-Modus durch das Hauptmenü oben rechts aktivieren und ein neues privates Fenster öffnen. Chrome lässt sich zudem unkompliziert durch Add-Ons erweitern und sicherer machen. Das Add-On ScriptBlock hilft beispielsweise, automatisch gespeicherte Dateien von Webseiten zu blockieren. Zusammen mit Ghostery, einer Erweiterung, die fast jede Werbung auf Webseiten verhindert, steigt Ihre Anonymität im Netz auch mit Google Chrome immens.

Safari

Hier kann mit dem Befehl „Neues privates Fenster“ eine isolierte Sitzung erstellt werden, die weder Verlauf noch Cache speichert. Die Zusatzfunktion „Handoff“, die dazu dient, nahtlos an verbundenen Apple-Geräten Sitzungen weiter zu bearbeiten, wird im privaten Modus nicht mit Daten gefüttert. Alles bleibt auf einem Gerät – auch in der iCloud werden weder Downloads noch Suchanfragen hinterlegt.

Die kostenpflichtige App „Bushfire“ löscht zudem direkt beim Beenden einer Sitzung alle Datenverkehrspuren auf Ihrem Apple Gerät.

Wie kann ich mich im Internet bewegen ohne Spuren zu hinterlassen?

Grundsätzlich lässt sich also sagen: Durch das Verhindern von browserinternen Aufzeichnungen wie Cache, Verlauf und Cookies, die auf den von Ihnen besuchten Webseiten aufgezeichnet werden, können Sie Ihren digitalen Fußabdruck mit wenig Aufwand deutlich verringern. Noch mehr Anonymität im Netz erhalten Sie, indem Sie Ihre IP-Adresse durch Proxy-Server oder einen VPN-Tunnel verschleiern. Solche Lösungen sind teilweise kostenpflichtig, bieten aber im Gegenzug ein hohes Maß an Privatsphäre

Wichtige Tipps für mehr Anonymität im Netz

Etwas tiefer gehen: Manche Einstellungen sind in den Optionen schwer zu finden – und gerade aus diesem Grund besonders wichtig! Do not Track, Cookies löschen, Cache leeren: Diese Optionen sind für anonyme Surfer ein Muss.

Anwendungen nicht automatisch ausführen lassen: PDFs und Downloads sollten nicht direkt per Klick auf den Link gestartet werden. Hier können sich Ausspähprogramme und ähnliches einschleichen. Besser: Bevor ein Download startet, sollte der Browser nachfragen, ob die Datei auch wirklich heruntergeladen werden soll. Das lässt sich für jeden Browser individuell anpassen.

Einstellungen und Add-Ons checken: Viele App-Anbieter haben sich an die große Nachfrage zum anonymen Surfen angepasst. Es gibt etliche Addons, die schnell und sicher installiert sind und Ihre Privatsphäre zuverlässig schützen. Javascriptstopper, Flash- und Werbeblocker sind für den Hausgebrauch manchmal unkomfortabel, dafür jedoch echte Spurenwischer.

Nicht da sein, wo man zu sein scheint: IP-Adressen und Standorte sind per VPN und Proxy leicht zu verändern. Ob online oder fest installiert; Ihren Zugang geologisch anders zu verorten ist keine Zauberei.

Keine Mainstreamprodukte nutzen, die Sie und Ihre Daten mit dem World Wide Web in Verbindung bringen. Ob Office 365, Gmail oder Dropbox – Wenn Sie diese Programme regelmäßig nutzen, wird in den meisten Fällen ein persönliches Benutzerprofil (zum Beispiel für zukünftige Marketingmaßnahmen des Anbieters) von Ihnen erstellt. Wenn diese Programme für Sie alternativlos sind, können Sie der Nutzung Ihrer Daten für Marketingzwecke in der Regel widersprechen – entweder direkt bei der Installation oder auch später in den Optionen.

Wer die URL seiner Zielwebsite nicht auswendig kennt, sollte auf Google und Co. verzichten. Startpage zum Beispiel ist ein Service, der für Sie die Suchanfragen bei anderen bekannten Diensten durchführt, dabei aber die Identität des Suchers verschleiert.

 

Von Dirk Oltersdorf
Online Editor