Was ist eigentlich
Jailbreaking?

G DATA Ratgeber

Wissen Sie, was Jailbreaking, Unlocking oder Rooting bedeutet? Es geht dabei weder um waghalsige Ausbruchsvorhaben aus einer Justizvollzugsanstalt noch um die korrekte Zubereitung von roter Bete. Vielmehr handelt es sich dabei um die „Befreiung“ eines iPhones oder Android Smartphones. Wovon? Dies und noch viel mehr erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist ein Jailbreak oder Root?

Jailbreaking hat tatsächlich etwas Unmoralisches: Es handelt sich dabei um einen unerlaubten (aber nach deutschem Recht NICHT illegalen) Eingriff in die Nutzungsrechte eines Apple Smartphones. Genauso verhält es sich auch beim Rooting für Android, wobei hier die Erlaubnis beim Hersteller eingefordert werden kann, was jedoch selten geschieht. In beiden Fällen ist es aber ein Hack, der dem Nutzer unbeschränkten Zugriff auf sämtliche Funktionen und Einstellungen des Smartphones oder iPads/iPhones gewährt. Apple ist in seinen Nutzungsbestimmungen wesentlich strikter als Hersteller von Android-Geräten – ein Jailbreak lässt bei Ersterem sofort die Garantie verfallen. 

 

Ein möglicher Grund dafür

Jailbreaks bieten Ihnen die Möglichkeit, Apps aus fremden Apps Stores zu installieren, doch dazu später mehr. Rooting und Jailbreaking ermöglichen Ihnen zudem einen Administrator-Zugang zu einem Smartphone. Aus dieser Macht wächst aber auch große Verantwortung.

Sie können nun nämlich in das  Betriebssystem auf Ihrem Smartphone eingreifen (dank sogenannter Root-Rechte) und jegliche Software installieren. Ganz gleich ob schädlich oder nicht. Im Folgenden sehen Sie eine kurze Auflistung der Vor- und Nachteile für Ihr Gerät.

Für was sind Jailbreak und Rooting gut?

1. Sicherheit

Vor dem Jailbreaking sind lediglich die Sicherheitsvorkehrungen einstellbar, die der Hersteller für das Gerät vorgesehen hat. Smartphones unter Android besitzen zum Beispiel keine Firewalleinstellungen im herkömmlichen Sinne und können nur durch eine App mit Root-Rechten verändert werden. Diese Root-Rechte können dann auch andere Apps einschränken (siehe Punkt 3).

Für Android ist das Erstellen einer Sicherheitskopie per App ein mitunter gewaltiger Vorteil, der nur nach Rooting eines Geräts nutzbar ist. Dafür werden in den meisten Fällen sogenannte Custom-ROMs eingesetzt. Custom-ROMs sind zwar im Grunde Android-basierte Betriebssysteme, diese werden jedoch nicht von Android, sondern von Drittanbietern programmiert und betreut. So sind zum Beispiel Updates möglich, die eigentlich erst später für Ihr Gerät zur Verfügung stehen.

2. Erweiterte Einstellungen

Smartphones können massiv verändert und individualisiert werden. Zum Beispiel nutzen fast alle Smartphones Daten aus der Kamera, dem Mikrofon oder des Lagesensors, um die Lautstärke des Klingeltons zu regulieren. Wer das nicht möchte, kann diese Einstellungen nach einen Jailbreak anpassen.

Egal ob Android oder Apple: Viele Funktionen, die im Werkszustand nicht anpassbar sind, können tatsächlich modifiziert werden. Soll die Empfangsanzeige wie das Batman-Logo aussehen? Nach einem Jailbreak ist diese Anpassung möglich.

3. Software und Apps

Der größte Vorteil ist, dass nach dem Jailbreak bzw. Rooting jede Software – sofern hardwarekompatibel – auf Ihrem Gerät installiert oder unerwünschte Apps gelöscht werden können.

Vor allem aber können nach dem Jailbreak auch kostenpflichtige Apps kostenfrei genutzt werden. Aber Achtung: Fliegt der Schwindel auf, verstößt man gegen die Nutzungsbedingungen des App-Stores und Sie begehen eine Straftat: Erschleichung von Leistungen (§ 265a StGB).

Positiv an Jailbreaks ist, dass Sie dadurch Ihre Privatsphäre erhöhen können: Entziehen Sie dafür einzelnen Apps einfach die Zugriffsrechte, die sie nicht zwingend benötigen.

Nahezu alle Apps speichern und senden Daten, die Sie nicht preisgeben wollen, aber leider müssen, um die App überhaupt zu nutzen – darunter beliebte Apps wie Google/Apple Maps, Facebook oder Instagram. Mit Apps wie Cydia oder SuperSU (restriction Apps) können Sie den „Datenhunger“ einiger Apps einschränken. Zum Beispiel das Auslesen der Kontakte oder die Nutzung des integrierten Mikrofons.

4. Garantie

Hier muss klar zwischen Garantie und Gewährleistung unterschieden werden. Nach dem Rooten oder Jailbreak verfällt in den meisten Fällen die Garantie des Herstellers. Zumindest bei Apple-Produkten ist dies nach dem Jailbreak definitiv der Fall, außer man setzt das Gerät zurück und der Jailbreak bleibt unentdeckt.

Jedoch gilt für jedes Gerät, unabhängig vom Jailbreaking oder Rooting eine Gewährleistungspflicht. Und die erlischt nur, wenn der Hersteller beweisen kann, dass das iPhone, iPad oder Android-Smartphone einen Defekt aufweist, weil es Ihrem Hack zum Opfer fiel. Der Jailbreak also Ursache des bemängelten Defekts ist.

Eine Garantie wird vom Hersteller stets freiwillig gelistet und obliegt der Kulanz.

5. Aussehen und Design

Ob Sie das allgemeine Aussehen und die Menüstruktur von Android oder iOS bevorzugen ist Geschmackssache. Jailbreak und Rooting machen es aber möglich, dass die gesamte Benutzeroberfläche Ihres Android-Smartphones wie ein iPhone aussieht oder andersrum. Die Anpassungsmöglichkeiten sind nahezu grenzenlos.

Diese Anpassungsmöglichkeiten gehen jedoch auf Kosten der Sicherheit. Da Sie nach dem Jailbreak jede Software installieren können, ist die Sicherheit und Integrität Ihres Endgeräts in Ihrer Verantwortung. Sie müssen selbst einschätzen, ob eine gewisse App oder Einstellung Ihr Smartphone schädigen kann.

Was passiert beim iPhone Jailbreak?

Jedes Gerät, das unter iOS läuft, egal ob iPad, iPhone oder Apple TV, kann durch einen Jailbreak geknackt werden. Damit öffnen sich Tür und Tor für eine Welt, die durch das strikte "closed-world“ Geschäftsmodell von Apple verschlossen bleiben sollte. Denn: Wie oben bereits erwähnt, ermöglicht ein Jailbreak das Installieren von Apps außerhalb des App Stores. So können Anwendungen auf Ihr iPhone gelangen, die Apple für Ihr Gerät nicht vorgesehen hat – mit allen genannten Vor- und Nachteilen.

Gerade das iPhone, das regelmäßig zu den meistverkauften Smartphones der Welt gehört, erfreut sich bei Jailbreaks einer steigenden Beliebtheit. Insgesamt ist der Anteil an Jailbreaks aber überschaubar – er beläuft sich bei ungefähr 3-5 Prozent aller iPhones.

Diese Geräte von Apple können durch einen Jailbreak geknackt werden:

• iPad 2 und neuer

• iPad mini und neuer

• iPhone 4s und neuer

• iPod touch 5G und neuer (nur bei 32-Bit)

• iPhone 5S und neuer (nur bei 64-Bit)

• iPad mini 2 und neuer (nur bei 64-Bit)

• iPad Air und neuer (nur bei 64-Bit)

• iPad Pro (nur bei 64-Bit)

• Apple TV 2G

• Apple TV 3G 

• iPhone 4

Der Jailbreak eines iOS-Geräts läuft in der Regel so ab:

1. Vor dem Jailbreak: Code entfernen

2. Für das Jailbreaking benötigen Sie ein Jailbreak-Tool, das Sie von einem Rechner (macOS oder Windows) aufspielen.

3. Jailbreaking für iOS wird meist mit dem Programm „evasiOn“ durchgeführt. Das Jailbreak-Tool steht bei vielen Anbietern zum Download bereit.

4. Nach dem Download verbinden Sie Ihr iPhone mit dem Rechner und starten iTunes.

5. Erstellen Sie ein neues Backup und bringen Sie iOS auf den neuesten Stand. 

6. Öffnen Sie das Tool als Administrator und klicken Sie auf „Jailbreak“. 

7. Nach einigen Neustarts, haben Sie auf ihrem Smartphone erfolgreich einen Jailbreak durchgeführt. Mit dem dabei automatisch installierten Programm „Cydia“, können Sie nun auf jegliche Konfiguration und Software zugreifen.

Wie finde ich heraus, ob mein iPhone bereits geknackt wurde?

Als „jailbroken“ bezeichnet man ein iPhone, das vom Vorbesitzer bereits einen Jailbreak hinter sich hat. Man erkennt ein solches Gerät einfach daran, dass das Programm Cydia bereits installiert ist. Das Programm ist das Tor zu jeglicher Software, die man auf ein iPhone mit Jailbreak installieren möchte. Kein Cydia = kein jailbroken iPhone.

Fazit

Jailbreaking hat Vor- und Nachteile. Unerfahrenen Android- oder Apple-Nutzern ist grundsätzlich davon abzuraten. Erfahrene hingegen erhalten durch den uneingeschränkten Zugriff auf Android oder iOS zahlreiche Möglichkeiten das Betriebssystem nach eigenen Wünschen anzupassen. Dabei sollte die Sicherheit Ihrer Geräte jedoch nicht zu kurz kommen. Daher lässt sich unsere Mobile Security Lösung auch auf Geräten installieren, die bereits jailbroken sind. Trotzdem sollten Sie mit Ihren neu gewonnenen Administrator-Rechten sehr sorgfältig umgehen.

Von Dominik Bielas
Online Editor